Die französische Flagge im Profilbild – Hysterie? Doppelmoral? „Falsches“ Mitgefühl?

Ein Hinweis vorweg: Heute Abend (15.11.) findet um 17 Uhr eine Mahnwache vor dem Kölner Dom statt. Im Anschluss ein Trauermarsch zum Rudolfplatz.
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Viele Facebook-User ändern derzeit ihr  Profilbild, um nach den jüngsten Ereignissen ihre Anteilnahme mit unseren Mitmenschen in Frankreich zu zeigen. Ich gehöre auch dazu – und bereits gestern Abend gab es eine Diskussion, „was das denn soll“.

Ich habe ziemlich lange darüber nachgedacht, dass ich es schade finde, sich für Solidaritätsbekundungen rechtfertigen zu müssen. Kann sein, dass das „nix bringt“, aber zumindest wird dadurch doch etwas Positives in die Welt transportiert – nämlich Mitgefühl.

 

Und brauchen wir nicht  als Antwort auf den Hass der an vielen Stellen geschürt wird gerade NICHT noch mehr Hass und Negativität, sondern Sympathie, Mitgefühl und alles, was wir an Positivität aufbringen können?

Natürlich ändert mein Profilbild nicht die politischen Probleme unserer Welt und es ist sicher niemand so naiv, dies zu glauben. Aber eine dauerhafte Änderung unserer Haltung und des Reflexes, auf Negatives mit Negativem (und auf Hass mit noch mehr Hass) zu reagieren, könnte unsere Welt doch ein klein wenig besser machen.

 

Hier möchte ich gerne wiedergeben, was ich auf einen der Posts zu diesem Thema  geantwortet habe.
Das war das Bild, welches in meiner Timeline auftauchte (Quelle Bundespresse.net):
https://www.facebook.com/bundespresse.net/?fref=photo
Quelle: Bundespresse.net bei Facebook

Und das denke ich dazu (kopiert aus meiner Antwort auf diesen Post):
„Hmm, ich setze mich hier mit ziemlich vielen Themen auseinander. Wenn ich was zu TTIP poste, könnte man dann ja auch entgegnen: Wieso postest du nicht auch was über XY (setze ein beliebiges politisches Thema ein), wenn ich was über Massentierhaltung poste, könnte man sich beschweren, dass ich nicht auch was zu Tierschutzthema XY poste.

 
Das ist wie Vegetariern zu sagen, dass sie nun konsequenter Weise eigentlich auch vegan leben müssen, weil ihre Lebensweise sonst geheuchelt ist.
 
Und wenn ich viele Freunde und Bekannte in Paris habe, dann finde ich, dass man keine Kritik dafür ernten sollte, wenn man sich mit ihnen solidarisch zeigt. Und sei es dadurch, dass viele viele Profibilder nun die Farben der französischen Flagge zeigen. Natürlich wär es schön, wenn daraus (wenn noch nicht vorhanden) auch irgendeine Form von politischem Interesse erwächst und die Menschen sich mehr engagieren, als nur mit einem Klick ihr Profilbild zu ändern, aber ich finde schade, sofort mit Negativität zu reagieren.
 
Ich bin übrigens auch schon gegen den Irakkrieg auf die Straße gegangen, um mal ein Beispiel zu nennen, aber ich finde nicht, dass es solcher Rechtfertigungen überhaupt bedürfen sollte.
 
Ich finde generell schöner, wenn Menschen überhaupt irgendeine Form von Solidarität und Mitgefühl zeigen, als sich nur für sich selbst zu interessieren. Und wenn es nur für dieses EINE Thema ist, finde ich es schade, dann auch noch zu sagen, dass ihr Mitgefühl aus diesem Grund nun „falsch“ ist oder nichts wert.“

Noch eine kurze Anekdote zum Thema „Mit Negativem auf Negatives reagieren“:

In meiner Timeline gab es leider auch hin und wieder Postings im Zusammenhang mit der aktuellen Flüchtlingsdebatte, bei denen ich mir über die Gesinnung hinter diesen Beiträgen nicht ganz sicher war. Leider auch aus dem weiteren Familienumfeld. Meine erster Reflex war, diese Bekannten sofort zu blockieren, mein zweiter Reflex war, eine böse Nachricht unter ihren Beitrag zu posten. Letzten Endes habe ich jedes mal lange überlegt und es dann doch mit sachlichen Argumenten und einem neutralen Tonfall versucht. Und wisst ihr was? Tatsächlich wurde daraufhin ein Posting gelöscht und sich offiziell entschuldigt.
… Und wenn ich nur einen Menschen auf diese Weise erreicht habe, dann war es die Mühe wert!
(Genau deshalb fand ich die häufig zitiert Aussage „Ihr redet mit den Falschen“ auch so unangebracht, aber dieses Fass jetzt aufzumachen würde im Rahmen dieses Beitrags zu weit führen.)

Liebe Leser, habt euch lieb. Geht raus in die Welt und sagt euren Mitmenschen, wie wichtig sie euch sind, bedankt euch dafür, dass sie da sind, nehmt einmal wahr, wie viele tolle Menschen es in eurem Leben gibt und wenn ihr seht, dass jemand Hilfe braucht – und ihr sie geben könnt – dann gebt euch einen Ruck. ❤

 

Vielleicht sieht man ja den ein oder anderen von euch heute Abend auf der Domplatte. Hier noch einmal der Link zur Veranstaltung „Rassemblement silencieux, Mahnwache Solidarität mit Paris – Cologne / Köln 15.11.2015

 

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Edit (16.11.2015): Wow, ich hab ja nicht geahnt, was dieser Beitrag auslösen würde. Ich bin überwältigt, dass ich mit meinem kleinen, semi-professionellen Blog so viele Leute erreichen kann – und dann mit einer Message, die mir so wichtig ist. Ich danke euch allen von Herzen fürs Lesen, Teilen und Kommentieren! ❤
https://twitter.com/SafariSari/status/666388844028280833
Edit (18.11.2015): Und mein heutiges Learning – Ändere nicht nachträglich die URL (bzw. den Slug) deines Artikel, denn dann wird der Counter wieder auf 0 gesetzt. Dödöö. Naja, jetzt hab ich definitiv was dazu gelernt!

7 Gedanken zu “Die französische Flagge im Profilbild – Hysterie? Doppelmoral? „Falsches“ Mitgefühl?

  1. Sehr schöner Beitrag und Recht hast du! Ich habe vor dem ändern des Profilbildes auch erst kurz überlegt, da ich mir durchaus bewusst bin, dass es viel schlimmes in der Welt gibt, gegen das man protestieren müsste. Aber dieser Anschlag war auch ein Anschlag auf mich und jeden anderen freiheitsliebenden, demokratischen Menschen der in einer friedlichen Welt leben möchte. Ich zeige mich mit diesem Profilbild nicht nur für ein paar Tage solidarisch, ich zeige meine Reaktion auf einen Angriff auf mich, meine Familie und Menschen wie mich. Diese Anschläge können überall jeden von uns treffen.

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  2. Danke für deine Worte, ich bin gerade dabei einen ähnlichen Blogbeitrag zu formulieren, der sich auch mit der Ähnlichkeit meiner heutigen Gefühle von Angst vor dem Terror zu den Gefühlen der Flüchtigen befasst.

    Wir sind als bloggende Welt geradezu aufgerufen positive Nachrichten nach draußen in die Welt zu tragen. Ermutigung, Zuversicht und Zusammenhalt sind so wichtig, immer aber gerade jetzt.

    Einen lieben Gruß
    Elke

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  3. Pingback: Ich bin hier zu Hause | Fotografische Reisen und Wanderungen – Wandernd unterwegs in Deutschland

  4. wem hilft das beten? könnte denken helfen?
    jeder einzelne von uns muss sich ändern, damit die welt sich ändern kann.
    ich kann nicht verstehen, dass die “gläubigen” einen unsichtbaren gott verehren und eine sichtbare natur töten, ohne zu wissen, dass diese natur, die sie vernichten, dieser unsichtbare gott ist, den sie verehren.

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